Freitag, 10. April 2009

Piraterie im Golf von Aden

Golf von Aden

Flucht des entführten Kapitäns misslingt

Mombasa/Washington. Der verschleppte US-Kapitän Richard Phillips hat offenbar vergeblich versucht, aus der Gewalt der somalischen Piraten zu fliehen. Wie der US-Fernsehsender CNN berichtete, wollte der 53-Jährige am Freitag seinen Kidnappern davonschwimmen. Den Piraten sei es aber gelungen, ihn wieder in das Rettungsboot zu schaffen. "Der Kapitän ist unverletzt", berichtete der Sender.

Ohne den Kapitän des Containerschiffs "Maersk Alabama" wären die Seeräuber nach ihrem gescheiterten Überfall vom Mittwoch ohne jedes Faustpfand auf hoher See. Das Rettungsboot dümpelt ohne Treibstoff in unmittelbarer Nachbarschaft zu dem US-Zerstörer "USS Bainbridge".

Die US-Marine verstärkt unterdessen ihre Flotte vor der Küste Somalias. Mehrere Schiffe seien auf dem Weg in die Region, wo der Kapitän des unter US-Flagge fahrenden Frachters "Maersk Alabama" am Mittwoch entführt worden war, hieß es am Donnerstag aus dem Pentagon. Unterdessen setzte der Frachter unter Begleitschutz seinen Weg nach Mombasa in Kenia fort.

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Der Zerstörer "USS Bainbridge" sowie ein Aufklärungsflugzeug versuchten am Freitag weiter zu verhindern, dass die Piraten ihre Geisel auf ein größeres Boot bringen. Ein US-Aufklärungsflugzeug überflog die Region.

Phillips wird in einem Beiboot von vier Piraten festgehalten, die den 17.500-Tonnen-Frachter "Maersk Alabama" am Mittwochmorgen überfallen hatten. Die unbewaffnete 20-köpfige Besatzung konnte die Angreifer nach einigen Stunden in die Flucht schlagen.

Piraten geht Treibstoff aus


Den Piraten gelang es jedoch, sich mit einem Beiboot des Frachters und dem Kapitän abzusetzen. Sie verlangen Lösegeld. Am Donnerstag war die Bundespolizei FBI auf Bitten der Marine zu den Verhandlungen mit den Piraten hinzugezogen worden. US-Verteidigungsminister Robert Gates sagte, die Unversehrtheit des Kapitäns habe Vorrang. Nach Angaben von US-Außenministerin Hillary Clinton hat das Beiboot keinen Treibstoff mehr.

Die Entführung des Handelsschiffs, das Hilfsgüter der Vereinten Nationen geladen hat, war der sechste Piratenangriff vor Somalia binnen fünf Tagen.

Kompetenzgerangel verhindert Befreiung


Unter anderem haben Seeräuber seit vergangenem Samstag den Hamburger Frachter "Hansa Stavanger" in ihrer Gewalt. Laut einem Bericht des Magazins "Der Spiegel" hatte der Krisenstab des Auswärtigen Amtes eine gewaltsame Befreiung des unter anderem mit fünf Deutschen besetzten Schiffes geplant. Die Piraten hätten den Frachter jedoch zu ihrem Stützpunkt gebracht, bevor es zu einem Einsatz kommen konnte.

Einem Medienbericht zufolge verhinderte ein Kompetenzstreit zwischen Bundeswehr und Bundespolizei die Geisel-Befreiung auf der "Hansa Stavanger". Wie das Magazin "Focus" am Freitag vorab aus seiner neuen Ausgabe berichtete, hat die Marineleitung der Fregatte "Rheinland-Pfalz" trotz Anweisung aus dem Berliner Krisenstab am vergangenen Montag untersagt, das von Piraten entführte Schiff zu stoppen. Demnach stand ein Kommando der Eliteeinheit GSG 9 bereit, die Crew, darunter fünf Deutsche, mit Hilfe der Marine aus der Hand der Seeräuber zu befreien.

Unterdessen forderte der Somalia-Gesandte der Vereinten Nationen, Ahmedou Ould-Abdallah, die Ursachen der Piraterie zu bekämpfen. Die internationale Gemeinschaft müsse das Problem an den Wurzeln angreifen, erklärte er am Donnerstag. Somalia hat seit dem Sturz von Präsident Mohamed Siad Barre 1991 keine funktionierende Regierung mehr. (afp/dpa)

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